Die Geschichte der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Breitenfelde

Die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Breitenfelde ist eine der flächenmäßig größten Kirchengemeinden des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Zu ihr gehören die Orte Breitenfelde, Alt-Mölln, Bälau, Borstorf, Hornbek, Woltersdorf, Niendorf/Stecknitz (mit eigener Kirche) und die Kapellendörfer Schretstaken und Tramm. Schriftlich wird das Kirchspiel Breitenfelde erstmals 1194 in der Urkunde über die zwischen dem Ratzeburger Bischof und dem Domkapitel vollzogene Güterteilung erwähnt und ist damit eines der ältesten im heutigen Kreis Herzogtum Lauenburg.

Erbauungszeit 13. Jahrhundert

Die heutige Kirche wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet. Im Osten schließt das Gebäude mit einem Kastenchor ab, dessen besonderer Schmuck die Dreifenstergruppe aus der Erbauungszeit ist. Es sind damit die ältesten erhaltenen Kirchenfenster nördlich der Elbe. Das älteste Ausstattungsstück der Kirche ist die Kuppa der Taufe aus gotländischem Kalkstein aus dem 14. Jahrhundert. Fast fünfhundert Jahre erhielten in ihr Täuflinge das Sakrament der Taufe, bis sie Anfang des 19. Jahrhunderts einem ortsansässigen Wirt verkauft wurde, der sie als Viehtränke benutzte. Erst 1931 wurde die Taufe der Kirche zurückgegeben und dient seitdem wieder seiner ursprünglichen Bestimmung. 1968 wurde sie restauriert und erhielt dabei einen modernen Fuß. Außer dem Taufbecken ist nichts von der mittelalterlichen Ausstattung erhalten geblieben, denn 1866 bis 1868 wurde die Kirche im neugotischen Stil umgestaltet und erhielt dabei auch das heutige Gestühl und die Kanzel. Die neugotische Altarretabel wurde bei der Renovierung 1967/68 wieder entfernt und durch einen schlichten gemauerten Altarblock ersetzt, auf dem bronzene Meditationsplatte des Bildhauers Karl-Heinz Goedtke steht. Der Kirchturm ersetzte 1867/68 einen hölzernen Glockenturm.

Lübsche Pfandherrschaft

Durch Verpfändungen seitens der Lauenburger Herzöge gelangten Teile des Kirchspiels Breitenfelde im ausgehenden Mittelalter unter Lübecker Verwaltung, was insbesondere nach der Reformation zu Spannungen bei dem Recht der Pfarrstellenbesetzung führte. Die Lübsche Pfandherrschaft endete 1747.

St.-Anna-Kirche in Niendorf/Stecknitz

Seit 1966 gehört die ehemals selbständige Kirchengemeinde Niendorf/Stecknitz zur Kirchengemeinde Breitenfelde. Das Kirchspiel Niendorf/Stecknitz wurde 1581 auf Betreiben von Vollrath von Scharffenberg, des damaligen Besitzers von Gut Niendorf von Breitenfelde abgetrennt. Im Streit um die Patronatsrechte versperrten die Lübecker den Niendorfern damals den Weg zur Breitenfelder Kirche, so dass Vollrath von Scharffenberg aus eigenen Mitteln eine Kirche errichten ließ und die neu gegründete Pfarre mit Land und seinen Einkünften aus einer Familienstiftung im Dom zu Hamburg dotierte. Damit ist die St.-Anna-Kirche die älteste Fachwerkkirche im Kreis Herzogtum Lauenburg. Ihr Westteil wurde 1745 ergänzt, was auch am Mauerwerk erkennbar ist, denn während der ältere Teil kunstvolle Füllziegelmuster aufweist, sind die Gefache des jüngeren Teils nur einfach ausgemauert. Noch etwas jünger ist der mit einem Zeltdach abschließende Westgiebelturm aus dem Jahr 1793. Auffälligster Schmuck des Innenraums sind die geschweiften Kopfbänder, die mit Männer- und Frauenfiguren mit nackten Oberkörpern bemalt und Zeugnis einer sinnesfrohen Lebensart der frühen Neuzeit sind. Im 18. Jahrhundert wurden diese Gestalten als skandalös empfunden und mit grauer Farbe übermalt. Erst im 20. Jahrhundert sind sie bei einer Restaurierung wieder ans Tageslicht gekommen. Zu den bemerkenswerten Ausstattungsstücken gehören der Altar und die Kanzel (1674) und die Epitaphien, die Angehörige der adligen Familien auf Gut Niendorf zeigen.

Kapelle Schretstaken

Das Dorf Schretstaken – die Aufteilung in Klein- und Groß Schretstaken erfolgte erst im neunzehnten Jahrhundert – wurde als Teil der Vogtei Mölln 1359 von den Lauenburger Herzögen Albrecht V. und Erich III. an Lübeck verkauft. 1407 wird Schretstaken als Vikariendorf von St. Aegidien in Lübeck genannt. 1494 wird erstmals eine Kapelle in Schretstaken erwähnt. Diese Kapelle genoss wohl auf Grund ihrer Lage in der Lübecker Enklave besondere Rechte, so hatte sie einen eigenen Geistlichen, besaß eine Wedeme (Pfarrhaus) und war mit einer Pfarrhufe ausgestattet. Nach der Reformation wurde die kirchliche Versorgung Schretstakens durch die Pfarre Breitenfelde wahrgenommen, über die sowohl die Lauenburger Herzöge als auch die Stadt Lübeck das Patronat beanspruchten. 1937 kehrten Groß und Klein Schretstaken durch das Groß-Hamburg-Gesetz zum Kreis Herzogtum Lauenburg zurück und 1967 wurde die Kapellengemeinde Schretstaken dem Pfarrbezirk Niendorf/Stecknitz der Kirchengemeinde Breitenfelde zugeordnet. Der heutige Kapellenbau wurde 1837 nach Plänen des Lübecker Baumeisters Spetzler errichtet. Der ursprünglich klassizistische Innenraum wurde anlässlich des 175-jährigen Bestehens der Kapelle 2012 neu gestaltet. Die Künstler Jaques Gassmann und Dr. Jürgen Lenssen schufen Altar, Kanzel und Taufstein. Im Zuge der Neugestaltung erhielt die Kapelle auch das neue Altarfenster über dem Altar. Vor das schlichte halbkreisförmige Glasfenster wurde ein transparentes rundes Gemälde gesetzt, das zwei Figuren zeigt, die einander begegnen und sich Halt geben.

Kapellengemeinde Tramm

Laut dem Ratzeburger Zehntregister von 1230 gehörte das Dorf Tramm kirchlich zu Siebeneichen, unterstand aber der Gutsherrschaft vom Hof Ritzerau. Als Ritzerau in der Mitte des 15. Jahrhunderts an die Stadt Lübeck verkauft wurde, ging auch das Patronat über die Kapelle auf den Rat der Stadt über. Vermutlich hat es zu diesem Zeitpunkt auch schon eine Kapelle gegeben, denn im Mittelalter besaß die Kapelle drei Altäre, von denen auch die sich heute im Altarraum befindlichen Figuren stammen. Der heutige Kapellenbau wurde im 17. Jahrhundert errichtet; der neugotische Glockenturm wurde 1903 vorgesetzt. Im Innern sind noch einige Stücke aus dem Vorgängerbau vorhanden: Die Kalksteinplatte auf dem Altar, die Kanzel von 1634 und die Apostelfiguren. Letztere gehörten zu einem der drei mittelalterlichen Altäre in der Kapelle, die beim Neubau der Kapelle an das St.-Annen-Museum in Lübeck abgegeben wurden. 1931 stellte das Museum der Gemeinde sechs Figuren wieder als Leihgabe zur Verfügung. Bei der Renovierung von 1967 erhielt der Innenraum sein heutiges Aussehen, wobei vor allem der Altarraum grundlegend umgestaltet wurde. 1981 wurde das bis dahin benutzte Harmonium durch eine Orgel mit vier Registern aus der Werkstatt des schwedischen Orgelbauers Thulesius ersetzt.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.



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